Crimen Ferpecto Italien, Spanien 2004 – 105min.

Filmkritik

Tod in der Umkleidekabine

Isabelle Stüssi
Filmkritik: Isabelle Stüssi

Wer den Spanischen Regisseur Alex de la Iglesia kennt, weiss, dass er etwas von Bildgewalt versteht und von dem Gewaltpotenzial, das in uns allen steckt. Das demonstriert er auch in seinem neusten Film, der tiefschwarzen Satire «Crimen ferpecto».

Dieses Mal demontiert de la Iglesia den schönen Schein der Warenhäuser. In dieser Welt kennt sein Protagonist Rafael (Guillermo Toledo) nur einen Feind - das Mittelmass. Der leidenschaftliche Verkäufer nennt die Damenabteilung eines Madrider Kaufhauses sein Reich. Zufrieden gibt er sich nur mit dem Besten. Das gilt für die Verkaufszahlen wie für die Frauen. Während er tagsüber den Umsatz in die Höhe schiessen lässt, verführt er abends seine attraktiven Mitarbeiterinnen.

Doch Rafael will noch höher hinaus: Sein grösster Traum ist, zum Abteilungsleiter befördert zu werden. Dank dem Verkauf eines Pelzmantels kurz vor Ladenschluss trennt ihn nur noch eine Haaresbreite von seinem Lebenstraum. Doch ein geplatzter Check macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Befördert wird sein Erzrivale Don Antonio (Luis Varela) aus der Herrenabteilung. Der neue Chef nutzt die Gunst der Stunde und beordert den Kaufhauscasanova in den Keller, wo er ausrangierte Mannequins verbrennen soll. Der Eklat lässt nicht lange auf sich warten. In einer Umkleidekabine kommt es zur Prügelei, die mit einem tödlichen Unfall endet: Don Antonio stirbt, aufgespiesst an einem Kleiderhaken. Ausgerechnet Lourdes, die hässliche und unscheinbare Verkäuferin, hat alles gesehen. Sie wittert ihre Chance, Rafael mittels Erpressung in den Hafen der Ehe zu führen.

Verrat, Liebe, Sex und das perfekte Verbrechen sind typische Elemente des Film Noir. Das Genre - zu Beginn seiner Geschichte von Kritikern belächelt - wird von de la Iglesia in liebevoller und ironisierender Weise auf die Schippe genommen. Der Schreibfehler im Filmtitel ist Absicht und als ein Augenzwinkern und Gruss an Alfred Hitchcock zu verstehen. Ganz in der Tradition des Film Noir arbeitet de la Iglesia ausgiebig mit klischierten Gegensatzpaaren. Das kommt besonders in der Figur von Lourdes zu tragen. Für Rafael verkörpert sie alles, was er hasst, oder fürchtet. Sie glaubt an innere Werte, er an Oberflächlichkeiten. Sie hat geniale Ideen, er nicht. Er ist attraktiv, sie nicht. Auch wenn sich Lourdes im Verlauf des Films nicht vom hässlichen Entlein zum Schwan wandelt, mausert sie sich doch zur knallharten Geschäftsfrau, die es versteht, den Umsatz des Hauses zu steigern. Die Wahl von Monica Cervera für diese Rolle hätte besser nicht sein können. Allein ihre wunderbare Mimik lehrt den Zuschauer das Gruseln.

Iglesias' letzter Film «800 Bullets» floppte an den Kinokassen. Das sollte dem Enfant terrible der spanischen Filmszene mit «Crimen ferpecto» kaum passieren.

01.06.2021

4

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Kommentare

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leboks

vor 18 Jahren

Spanische Filme sind per se sehens- und empfehlenswert: schon nur auf Grund der vielen Emotionen!: -) Und diesbezüglich macht "crimen ferpecto" keine Ausnahme. Fazit: unterhaltsam und gefühlsaktivierend!


mzumz

vor 18 Jahren

war schon lange nicht mehr so nah dran das kino während eines filmes zu verlassen wie bei diesem film. sehr plump und bemüht originell, schrecklich unter anderem die clowneske schlussszene. der titel ansicht ist zwar ganz lustig, aber sogar der wird einem während des films noch dreimal um die ohren geschlagen. zum glück gabs noch ein paar heisse schnitten zwischendurch, aber da kann ich mir eigentlich auch gratis mtv-clips angucken.Mehr anzeigen


nihil

vor 18 Jahren

ist echt ein sehr unterhaltsamer, kurzweiliger Film. Wo de la Iglesia drauf steht, ist er eben auch drin.


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