Oh Happy Day Dänemark, Grossbritannien 2004 – 92min.

Filmkritik

Aufregung bei Hinterwäldlers

Filmkritik: Andrea Bleuler

Gospel kann das Leben verändern. So geschieht es der gestrandeten, dänischen Hausfrau Hannah in Hella Joofs Wohlfühlfilm: Angenehme Unterhaltung für die Feiertage, Diskussionsstoff für den Familienreigen inklusive. Religion im engeren Sinne wird aus dem Spiel gelassen.

Emotionen, wie wir sie im Reality-TV lieben: Die attraktive Hannah (Lotte Andersen) fristet ein Leben auf dem Abstellgleis als Hausfrau. Die Zukunft verspricht ihr einen Job als Assistentin des Finanzchefs in der Firma ihres Mannes, denn der gemeinsame Sohn wird bald aus dem Haus sein. Die wöchentlichen Proben im aus fünf Seelen bestehenden Kirchenchor sind die Höhepunkte in Hannahs Leben. Doch backt sie lieber Kuchen und bleibt die "Nette" für alle, als dass sie ihre Chance ergreift und die Chorleitung übernimmt.

Die grosse Wende ist, für das Publikum zumindest, nicht wirklich überraschend: Hannah gewinnt zwei Eintritte für das Gastkonzert eines Gospelchors aus Harlem und ist auf der Stelle verzaubert. So verzaubert, dass sie den Tourbus des Chors mit ihrem Fahrrad zu einer Vollbremse zwingt. Dabei wird der Leiter des Chors - Moses Jackson (Malik Yoba) - verletzt und muss ein paar Wochen in der dänischen Provinz verbringen. Von Hannahs Kumpel und Schwägerin Grethe (Ditte Graböl) wird er dazu eingeladen, dem Kirchenchor unter die Arme zu greifen.

Moses wird für Hannah erwartungsgemäss der "Deus ex machina" und lässt sie aus ihrem sicheren Leben türmen. Als Mann der Leidenschaft macht er all seine neuen Singschüler glücklich. Wiederholt und einigermassen plump wird suggeriert, dass auch er einige Probleme am Hals hat. Doch hauptsächlich lässt man die Magie seiner Exotik wirken.

Trotz dieser bedrohlich kitschigen Handlung bleibt der Film stets auf der immer noch angenehmen Seite - wohl nicht zuletzt deshalb, weil die Hauptdarstellerin Lotte Andersen und die Regisseurin Hella Joof gemeinsam am Drehbuch gefeilt und die Charaktere nicht stillos filmischem Pathos geopfert haben.

Mit ungewöhnlicher Sorgfalt sind denn auch die Details gestaltet. Es wird nicht davor zurückgescheut, provinziellen Argwohn, Ignoranz und Arroganz zu beleuchten und in aller Peinlichkeit wirken zu lassen. Freundschaft und Rivalitäten sind ebenfalls ein Thema.

"Oh Happy Day" unterhält, obschon weitgehend überraschungsfrei und sehr gemächlich, gut. Die talentierte Hauptdarstellerin lässt die Anti-Heldin niemals nur bemitleidenswert erscheinen und kommt so am "Mauerblümchen"-Charme vorbei. 80er-Pop-Legende Rick Astley, ein Produkt des legendären Produzententrios Stock, Aitken, Waterman, zeichnet sich für das akustische Wohlbefinden dieses "Lebe deinen Traum"-Märchens verantwortlich.

10.11.2020

3.5

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Kommentare

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nora14

vor 19 Jahren

perfekt für die Weihnachtszeit


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