The Missing USA 2003 – 137min.

Filmkritik

Im Western nichts Neues

Filmkritik: Andrea Bleuler

Das einzige Novum in Ron Howards Wiederaufbereitung des Western-Genres: Das zarte Geschlecht übernimmt die Führung, Cate Blanchett spielt die Heldin. Über eine mehr oder minder verzweifelte Nachahmerei seiner Vorbilder kommt der Streifen aber ansonsten nicht hinaus.

Regisseur Ron Howard hat sich für die unmittelbare Nachfolge seines Grosserfolgs "A Beautiful Mind" auf ein in den letzten Jahren eher vernachlässigtes Genre besonnen: den Western. Dabei ist die Hauptfigur dieser Literaturverfilmung beinahe anbiedernd modern.

Maggie Gilkeson, die alleinerziehende Mutter zweier Töchter, wird gespielt von der unheimlich wandlungsfähigen Cate Blanchett. In ihrer einfachen Kommune draussen in der Prärie New Mexicos packt sie mit an, wofür auch immer man sie braucht, näht Wunden, zieht Zähne und kriecht, so es ihr danach ist, mit ihrem gelegentlichen Liebhaber Brake (Aaron Eckhart) unter eine Decke.

Howards Film basiert auf einem feingeschliffenen, wohlkalkulierten Drehbuch, in welchem die Ereignisse beinahe zu perfekt zusammenfallen: Just als Brake umgebracht und Maggies Tochter Lily (Evan Rachel Woods) entführt und zur Prostitution nach Mexiko verkauft wird, taucht ihr entfremdeter Vater (Tommy Lee Jones) auf, der seine Familie seinerzeit verlassen und sich verschiedenen Indianer-Stämmen angeschlossen hat. Seine spirituellen Fähigkeiten sind gefragt, um die (Enkel-)Tochter wiederzufinden.

Ähnlichkeiten mit John Fords Klassiker "The Searchers" sind bei "The Missing" nicht zu verleugnen - beide Western erzählen die Nachfolgegeschichte einer Entführung. Erstaunlicherweise fokussiert Howard nicht etwa die sentimentale Seite des Epos, sondern versucht, die archaischen Momente des rauen Prärielebens aufzuspüren und operiert mit bewährten Versatzstücken des Westerns: Vergrämte, gegerbte Visagen in Nahaufnahme, weiter Himmel mit dramatischen Wolkenbildern, dazwischen die Heldin.

Howard vermag die zweieinviertelstündige Spielzeit allerdings nicht vollumfänglich mit Spannung auszufüllen. Zwar haftet seinem modernen Western durchaus eine faszinierende Aura an, doch geht sein Bestreben, Authentizität zu vermitteln, im Endeffekt auf Kosten des Humors. Und dadurch steht er nicht nur seinem Vorbild John Ford um einiges nach, sondern entschärft auch die Faszination seiner ungewöhnlichen Protagonistin.

19.02.2021

3

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 16 Jahren

sehr gute geschichte und sehr tolle darsteller!


tuvock

vor 20 Jahren

Wieso er seine Tochter verlassen hat, was er dann gemacht hat, wie Cate aufgewachsen ist, das erfährt man leider nur ganz, ganz kurz, und da hätte man schon in dem 135 Minuten Film ein bisschen mehr draus machen können, auch wenn Regisseur Ron Howard ein sehr genaues und teilweise brutales Sittenbild einer Voodoomässigen Geschichte abgeliefert hat, die doch ein bisschen an den Haaren herbeigezogen wurde. Und mehr von Brujo hätte ich mir auch gewünscht, denn seine unsagbar böse Rolle ist etwas unverständig, und so bleibt es zu zusehen wie er ein paar Leute abmurkst, was nicht so ganz in Großaufnahme war, glücklicherweise, das hätte nämlich nicht in den Film gepasst, und abzuwarten ob er dann etwas von sich preisgibt, was sich auch nicht so ganz erfüllt, da er einfach viel zu wenig von sich preisgibt, was wirklich schade ist.
Seine anderen Indianerfreunde die an dem ganzen Entführungshorror beteiligt sind, hätte man auch mehr ins Licht stellen können.

Die Landschaft mit den ganzen Canyons ist sehr schön gewesen, ein Sonnenuntergang, da hätte ich mir mehr gewünscht und sehr viel authentischer Staub, das war ne gute Kulisse, da gibt’ s nichts zu murren, aber mehr Spannung, anstatt ein paar Gewehrkugeln wäre schon super gewesen, dann wäre der Film perfekt, und das ganze zusammen mit ein paar Vorgeschichten dann wäre es fast perfekt gewesen.
Aber eine Krimi Thriller Geschichte im alten Westen, ist sicher selten, darzustellen ist nicht so ganz gut meiner Meinung nach, da gibt es bessere Beispiele, oder es ist einfach nur ungewohnt.

Sonst ein guter Familienfilm für die Hartgesottenen und Leute die auf Western abfahren.

80, 10 von 100Mehr anzeigen


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