Ein heisser Coup Deutschland, USA 2000 – 88min.

Filmkritik

Meisterdieb im Dämmerzustand

Filmkritik: Marc Mair-Noack

Da trickst der Star-Bankräuber mit seinem simulierten Schlaganfall sämtliche Gefängnisaufseher aus und ist auf dem besten Weg in die Freiheit, und dann bringen eine Krankenpflegerin in verfrühter Midlife-Krise und ihr eifersüchtiger Ehemann den Meisterdieb in ziemliche Verlegenheit. "Where the Money is" erweist sich als nette, kleine Gaunerkomödie mit Stil, doch ist es vor allem Paul Newman, der den Film vor der Mittelmässigkeit rettet.

Neulich liess Paul Newman verlauten, dass er sich mit seinen 75 Jahren langsam vom aufregenden Filmgeschäft zurückziehen möchte. Stattdessen wolle er sich mehr seinem kleinen Hobby, dem Autorennen fahren, widmen. Bevor der Hollywood-Star aber das nächste Mal in Daytona oder Le Mans die Kurve kratzt, setzte er sich für Where the Money is erst einmal in den Rollstuhl. Als Bankräuber Henry schafft er es damit auf smarte Weise, aus dem Gefängnis zu entkommen. Indem er einen schweren Schlaganfall vortäuscht, wird der vermeintlich gelähmte Meisterdieb vorübergehend aus dem überfüllten Hochsicherheitstrakt in ein Alterspflegeheim verlegt. Doch die Krankenpflegerin Carol (Linda Fiorentino) misstraut dem abwesenden Blick und den heruntergezogenen Mundwinkeln ihres neuen Patienten. Mit allen zärtlichen wie brutalen Tricks versucht sie, Henry aus seinem simulierten Dämmerzustand zu locken, was ihr schliesslich - mit einem perfiden Kniff - auch gelingt.

Henrys Laune, nach dieser Überführung sowieso nicht die beste, erreicht einen weiteren Tiefpunkt, als Carol ihm ihre weiteren Absichten eröffnet: Da das Pflegerinnendasein auf Dauer nicht aufregend genug ist, will sie auf Einbrecherin umsatteln - natürlich mit Henrys Unterstützung. Dem Profiräuber bleibt keine andere Wahl, als seine neue Partnerin zu akzeptieren. Kompliziert wird die Lage erst, als auch Carols Ehemann Wayne (Dermot Mulroney) beim nächsten Coup mitmachen will.

Regisseur Marek Kanievska (Another Country) und Produzent Ridley Scott (Alien, Blade Runner) bewiesen beim Casting eine glückliche Hand. Paul Newman beherrscht die Leinwand selbst als gelähmt in einer Ecke sitzender Greis mehr als alle anderen - und wesentlich quirligeren - Hauptdarsteller zusammen. Linda Fiorentino (Men in Black) und Newman spielen als Gangsterpärchen so frisch und glaubhaft, dass sie auf diese Weise mit Leichtigkeit einige Schnitzer im Drehbuch übertünchen. Zwar können auch sie nicht alle Motivationslöcher restlos beseitigen, doch nimmt man bei einer Geschichte, die in ruhigem Tempo und mit einigem Charme statt mit rasanten Actionszenen daherkommt, so manche unbeantwortete Fragen in Kauf.

Paul Newman betonte, dass er noch einen grossen Film machen wolle, bevor er sich aus dem Geschäft endgültig verabschiede. Where the Money is ist jedoch kaum der grosse Wurf, den sich der Star wohl als Schlussakkord seiner Filmkarriere vorstellt. Hoffen wir also, dass Newman noch in möglichst vielen dieser unterhaltsamen kleinen Filmen mitmischt, bis er schliesslich das finale Meisterwerk gefunden hat - und sich dann womöglich noch in die Formel 1 verabschiedet.

18.05.2021

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

oops ich habe hier letzt mal den kritik von the colour of money geschrieben... diese film ist aber ein kleinere film... ein thriller mit ein wieder starke newmanaber auch ein überrashcende fiorentino


movie world filip

vor 12 Jahren

wenn man nineball oder pool liebt, ist das der film der mann schauen muss... stark


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