Where a Good Man Goes Hongkong 1999 – 90min.

Filmkritik

When A Woman Cures A Man

Filmkritik: Nathalie Jancso

"Where A Good Man Goes", der Titel des Films von Johnnie To, muss ironisch gemeint sein. Viel passender wäre nämlich "Where A Good Woman Goes". Aber vielleicht durchschaut die Kritikerin die fernöstliche Lebenshaltung doch nicht ganz.

Der Mann, um den es sich im Titel handelt, ist Michael, ein ehemaliger Triaden-Boss aus Macao, der am Anfang des Films aus dem Gefängnis entlassen wird. Gleich auf seinem Weg in die Freiheit zeigt er allen, denen er begegnet, wo's lang geht, und dass er "back in business" ist. Mit dem Taxifahrer fängt er wegen einer Nichtigkeit eine Schlägerei an, seinen ihm treu ergebenen Freund behandelt er wie Luft, und Siu, die Wirtin des "International Inn", wie die letzte Dienstmagd. Doch letztere lässt sich von seinen Launen nicht beirren. Sie lebt ihm mit ihrem kleinen Jungen ein vorbildliches Leben vor, das geprägt ist von der Sorge ums Geld. Ihre Pension bietet Michael eine Oase der Ruhe. Dort kann er seine Wunden lecken und die alten Kontakte wieder aufnehmen. Und ohne es zu wollen, wird er von diesem Ort, der ihm unmerklich zur Heimat wird, und dessen Besitzerin, die ihm immer mehr ans Herz wächst, beeinflusst. Michael wird besser! Die böse Polizei, die ihm seit seiner Haftentlassung auf den Fersen ist, will seine (zugegebenermassen sehr langsame) Wandlung nicht so recht glauben und lässt nicht locker. Doch er findet schliesslich zu einer Normalität, die er nie gekannt hat. Und Siu glaubt sogar dann weiter an ihn, als er eine sanfte Annäherung ihrerseits mit einer brutalen Beinahe-Vergewaltigung beantwortet, die nur dank ihres kleinen Jungen gestoppt wird.

Pathos schwingt mit in der Geschichte von "Where A Good Man Goes". Die gute Frau erlöst den zornigen Mann von den Schatten der Vergangenheit, die ihn bedrängen. Sie ist beinahe zu gut, er ist beinahe zu zornig, und seine Wandlung ist zu schön, um wahr zu sein. Die Wortlosigkeit am Anfang des Films trägt noch zu einer Vertiefung dieser pathetischen Grundstimmung bei - es wird nichts erklärt, es ist so wie es sein muss. Die schön gestylten, kühlen Nachtbilder wandeln sich langsam, parallel zu Michaels "Menschwerdung", in realistischere, wärmere Tagesbilder. Und es sind diese wunderbaren Aufnahmen, die einen mit der allzu parabelhaften Geschichte versöhnen. Fliessende Fahrten durch die engen Gänge der Pension, verstohlene Blicke durch die Fenster auf Siu, die das Treiben auf der Strasse beobachtet, immer wieder überraschende Nahaufnahmen des einsamen Michael, Zigarette im Mund, Blick ins Nirgendwo. Wong Kar Wai lässt grüssen.

Der Hongkong-Chinese Johnnie To ist bekannt für seine stilisierten Gangsterfilme. Als an der Berlinale 2001 drei Filme von ihm, darunter auch "Where A Good Man Goes", gezeigt wurden, war sich die Kritik in ihrem Lob einig und sprach von einer Offenbarung aus Fernost. Die formale Stilisierung, gepaart mit einer einfachen, aber bedeutungsschweren Gangstergeschichte, ähnlich den in Hongkong gedrehten Filmen John Woos, scheint einen Nerv der Zeit zu treffen.

01.06.2021

4

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