Go! Japan, USA 1999 – 103min.

Filmkritik

Pleiten, Pech und Pannen

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Die Jugend von heute hat es nicht leicht, schon gar nicht in Los Angeles. Nächtelang müssen sich die gestressten Kids mit Drogen volldröhnen, Autos klauen, Dealer betrügen und sich an Raves die Trommelfelle malträtieren. Kein Wunder, dass in diesem Tumult auch ab und zu eine Panne passiert. Was die Jungs und Mädels in "Go” an Missgeschicken zu überstehen haben, reicht für eine Handvoll Katastrophenfilme. "Trainspotting” meets "Lola rennt”.

Wenn alles immer klappte, würden sie das Leben auf der Überholspur führen: Schnelles Geld, viel Sex, Drogen und rauschende Parties. In "Go” endet aber jede Unternehmung von Ronna, Simon, Adam und Zack unweigerlich auf dem Pannenstreifen. Ronna (Sarah Polley) zum Beispiel muss dringend Geld für ihre überfällige Miete auftreiben. Wenn bis am nächsten Morgen nicht 380 Dollar beisammen sind, sitzt sie auf der Strasse. Für den Extralohn übernimmt sie im Supermarkt die Schicht ihres Kollegen Simon (Desmond Askew), damit dieser mit Freunden nach Las Vegas fahren kann. Genau nach diesem Simon fragen aber zwei nette junge Herren namens Adam und Zack (Scott Wolf, Jay Mohr). Eigentlich wollen sie Ecstasy bei Simon beziehen, doch Ronna wittert ihre Chance, das benötigte Kleingeld zu verdienen. Sie will also die Pillen bei Simons Dealer Todd (Timothy Olyphant) auftreiben, was Adam und Zack freut, denn ihnen sitzt der Polizist Burke im Nacken, der sie zu diesem Drogendeal zwingt. Doch der Deal platzt, Ronna spült das Ecstasy die Toilette runter und verkauft Todd für den Preis der verlorenen Pillen zwanzig Aspirin. Alles in Ordnung jetzt? Keineswegs. Todd wird sauer und sucht nach Ronna, deren Weg sich aber mit dem von Adam und Zack so heftig kreuzt, dass sie erst auf der Motorhaube und dann im Strassengraben landet. Und Simon? Der macht sich unterdessen eine lustige Zeit in Las Vegas, verführt Brautjungfern, schiesst auf Türsteher, unternimmt ein Vergnügungsfährtchen im gestohlenen Ferrari und zündet Hotelzimmer an.

Ein bisschen viel auf einmal? Zweifellos. Das hat auch Regisseur Doug Liman eingesehen und aus einer Geschichte kurzerhand drei gemacht. Aus der gleichen Anfangsszene entwickeln sich drei Geschichten, die hintereinander erzählt werden. Das hatten wir letztes Jahr schon in "Lola rennt”, nur raffinierter. "Go” folgt nacheinander Ronna, Simon, Adam und Zack auf ihren Leidenswegen, bis sich alle zuguterletzt wieder treffen. Drogenräusche an Rave-Parties? Das hatten wir schon in "Trainspotting", nur schottischer, und in "Kids” à la New York. Schurken mit zerfurchten Gesichtern, die mit dem Schiesseisen hinter den guten Jungs her sind? Das hatten wir schon bei David Lynch, nur böser. Und dann hängt noch der lästige Schatten von "Pulp Fiction” über dem ganzen.

Keine Minute darf in "Go” ohne Ereignis verstreichen, der Film macht seinem Titel alle Ehre und schwankt zwischen temporeich und hektisch. Die Kids erleben in einer Nacht soviel Haarsträubendes, dass sie schon den ersten Band ihrer Memoiren damit füllen könnten. Bisweilen regt sich der Verdacht, dass sich Regisseur Doug Liman den Anspruch gesetzt hat, die nihilistische Jugend von heute kaputter als je zuvor darzustellen. Übertreibung kann aber auch zu Überreizung führen. Ein Dutzend verschiedene Personen begegnen sich in den unterschiedlichsten Konstellationen. "Everything’s connected – the circle of life” kommentiert Drogendealer Todd die Situation. Zum Schluss schliesst sich der Kreis für alle Beteiligten, doch Doug Liman verzichtet auf eine ‚Moral der Geschicht‘.

Reichlich bleich sehen sie alle aus, die Kids, die sich die Nacht um die Ohren schlagen. Sehr gesund scheint ihr Lebenswandel nicht zu sein. Wer an eine gute Jugend mit Moral glaubt und eine Abneigung gegen Drogen hat, sollte "Go" meiden. Liebhaber von Tarantino, Irvine Welsh und Tom Tykwer erleben ein unterhaltsames Déja Vue.

13.04.2011

2

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