Interview

Stefanie Heinzmann: «Ich musste lernen, wie ein Frauchen zu sprechen.»

Adrian Nicca
Interview: Adrian Nicca

Stimmgewaltig: Die Walliser Sängerin Stefanie Heinzmann leiht in «The Secret Life of Pets» der New Yorker Hundebesitzerin Katie ihre Stimme. Was es dazu braucht, erzählt sie uns im Interview.

Stefanie Heinzmann: «Ich musste lernen, wie ein Frauchen zu sprechen.»

Stefanie Heinzmann, hast du Haustiere?

Ja, wir haben drei Katzen zuhause, zwei Kater und eine Büsi-Dame, die ich meinen Eltern aufgeschwatzt habe. Dass ich Katzen habe, bringt natürlich gar nix, da ich nie zuhause bin. Aber ich habe einfach so gerne Tiere im Haushalt. Am liebsten hätte ich auch noch einen Hund, aber das wäre nicht tierfreundlich wegen meiner vollen Agenda.

Welche Musik hören denn deine Katzen am liebsten?

Meine Katzen sind grosse Radio-Fans! (lacht) Bei uns läuft immer Radio oder meine Mutter singt oft vor sich hin, unsere Katzen sind also sehr musikaffin.

Und was tun die Katzen, wenn du auf Tour bist?

Sie sind ziemlich chillig drauf und sie kuscheln die ganze Zeit. Sie können jederzeit raus und und sind total frei.

Wie kamst du zu diesem Synchronsprecherinnen-Job, lief das über deine Plattenfirma?

Ja, auch wenn Film und Musik bei Universal natürlich getrennt sind. Es war aber viel Glück und Zufall im Spiel. Jemand hatte mich wohl einfach auf dem Schirm und dann wurde ich zum Casting eingeladen. Ich musste mich also schon beweisen und habe den Job nicht einfach erhalten weil ich Sängerin bin. Es war total spannend!

Tinker Bell: Secret of the Wings war vor 4 Jahren deine erste Synchronsprecherinnen-Rolle, inwiefern war die Arbeit bei Pets gleich oder lief es bei Universal ganz anders als bei Disney damals?

Das war natürlich eine ganz andere Story und andere Charaktere. Damals sprach ich die Rolle einer kleinen süssen Fee, das war super herzig. Bei Pets spreche ich nun das Frauchen Katie, die Art zu sprechen ist logischerweise ganz etwas anderes. Mein Coach Frank im Studio hat selbst einen Hund, der konnte mir irrsinnig gut helfen. Er sagte mir zum Beispiel: «Du klingst nicht so, als hättest du einen Hund!» Ich musste lernen, wie ein Frauchen zu sprechen.

Wo wurden die Aufnahmen gemacht und wie lange warst du im Studio?

Wir haben in Berlin aufgenommen. Wir hatten genug Zeit und brauchten etwa 4-5 Stunden für Alles. Wir haben viel gelacht.

Wie viele Takes braucht es im Schnitt für eine Szene?

Das ist sehr unterschiedlich. Bei einigen Takes triffst du den Nagel gleich auf den Kopf, bei anderen dauert es ewig bis man es im Kasten hat. In einer Szene umarme ich Max und muss dabei so ein Geräusch machen: «Mmmmm». Dafür haben wir sehr lange gebraucht, weil du irgendwann in so eine abstruse Endlosschlaufe verfällst und da kaum mehr herausfindest.

Was braucht es an Vorbereitung für eine solche Aufgabe?

Ich habe den Film erst einen Tag vorher in Englisch gesehen. Den Text erhielt ich auch erst kurz vorher und habe ihn ehrlich gesagt nur zwei Mal durchgelesen, weil ich dachte, das bringt eh nix ohne Bild. Erst vor Ort im Studio konnte ich mich richtig in die Rolle versetzen.

Du leihst Katie deine Stimme, eine Hundefreundin, wie stark konntest du dich mit ihr identifizieren?

Ich habe zwar keinen Hund, aber möchte sehr gerne einen. Katie ist ein toller Charakter. Ein solches Frauchen würde sich wohl jeder Stadthund wünschen. Sie ist eine total liebevolle, herzige Hundemama, deshalb fiel mir das relativ leicht. Sie lacht in vielen Szenen, das liegt mir. (lacht)

Darfst du uns deine Lieblingsszene aus Pets verraten?

Am meisten Bezug habe ich zur Szene als Max zum ersten Mal auf Duke trifft. Dazu habe ich eine emotionale Beziehung, da die Szene sehr schwierig einzusprechen war. Ich hatte im Film einen Hund vor und einen hinter mir und musste einerseits ganz ruhig klingen aber man musste auch hören, dass ich voll gestresst bin. Wie soll das gehen bitte? Da ich die Endfassung noch nicht gehört habe, bin ich sehr gespannt wie diese Szene dann klingt.

Den Humor von der Originalsprache in die Synchronsprache erfolgreich zu transportieren, ist meiner Meinung nach das Schwierigste. Wie siehst du das?

Die Übersetzer passen den Text bereits im Voraus sehr gut an, damit es synchron ist, aber natürlich, die englische Sprache hat einen krassen Humor und diesen zu adaptieren ist eine grosse Herausforderung. Das geht fast nicht ohne Kompromisse. Als Sprecher muss man schlussendlich mit dem was man hat das Beste machen. Kevin Hart als Snowball zu ersetzen ist unglaublich schwierig, da er so eine einzigartige Stimme hat, wo schon so viel Humor drinsteckt.

Welcher Animationsfilm hat es dir am meisten angetan?

Mein allerliebster Lieblingsanimationsfilm aus meiner Kindheit ist Hercules. Die Muse, die im Film singt, ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich liebe die Geschichte. Den Film habe ich sicher schon 100 Mal geschaut und schaue ihn jetzt noch ab und zu. Ich gehe aber auch ganz oft ins Kino und schaue mir die neuen Animationsfilme an, ich bin da sehr begeisterungsfähig!

Siehst du dich auch einmal vor der Kamera in einem Film, anstatt «nur» hinter dem Mikrofon im Studio?

(zögert) Ich sehe mich nicht so richtig als Schauspielerin, aber bei einer Anfrage würde ich grundsätzlich nicht nein sagen. Das ist ja an meinem Job gerade so spannend, dass man teilweise einfach Sachen ausprobieren darf, die man sonst nicht machen könnte. Das Gute ist, dass es immer im Vornherein Castings gibt, wo man zuerst jemanden überzeugen muss. Probieren würde ich es auf jeden Fall, ob ich eine gute Schauspielerin wäre, weiss ich nicht. (lacht)

Wo kann man dich als nächstes sehen und hören ausser in Pets?

Wir stehen an vielen Festivals auf der Bühne, am 29. Juli zum Beispiel am Open Air Etziken. Am 25. August dann am Sound of Glarus.

Deutschland-Premiere

20. Juli 2016

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