Interview

Kacey Mottet Klein: «Ich will der Beste sein!»

Adrian Nicca
Interview: Adrian Nicca

«Keeper» stellt die Frage, ob Menschen ein Kind in die Welt setzen sollten, die selbst noch Kinder sind: Kacey Mottet Klein über die Angst vor dem Erwachsenwerden, Jugendsünden und Sexszenen.

Kacey Mottet Klein: «Ich will der Beste sein!»

Sie werden im Oktober 18 Jahre alt. 10 Jahre im Filmbusiness. Mögen Sie Ihren Job?

Ich mag ihn sehr! 10 Jahre schon, das ist verrückt und ich bin erst 17! Aber ich muss noch viel beweisen, ich bin erst ein kleiner Player in dieser Branche und die Erwartungen an mich machen mir schon zu schaffen. Meine bisherigen Filme sind schön und gut, aber auch in Zukunft muss ich hart arbeiten.

Was ist denn Ihr Ziel, wo und wer möchten Sie in der Zukunft sein?

Ich will der Beste sein! Ich gebe Alles um meine Ziele zu erreichen. Und ich will später mit Stolz zurückblicken können, dass ich's gepackt habe und meinen Weg gegangen bin. Es ist aber nicht mein Ziel ein grosser Star und möglichst berühmt zu werden.

Sie haben die Schule geschmissen und setzen nun alles auf die Karte Film. Haben Sie einen Plan B?

Nein, ich habe keinen Plan B, aber wir leben in der Schweiz, da gibt es glücklicherweise immer eine Möglichkeit. Deshalb fiel mir die Entscheidung, die Schule zu verlassen ein wenig einfacher. Wenn ich weiterhin in die Schule gegangen wäre, hätte ich Une mère nicht drehen können. Ich bin ein Teenager und ich bin dankbar, dass ich tun kann, was ich will und liebe.

Haben Sie einen Schweizer Lieblingsfilm, Ihre eigenen Filme mal ausgenommen?

(lacht) Ich schaue wenig Filme und noch weniger Schweizer Filme. Es ist zwar kein Schweizer Film, aber ich habe an der Berlinale Alone in Berlin, den neuen Film des Schweizer Regisseurs Vincent Perez gesehen. Seltsamerweise war der Film in Englisch, obwohl es eine Deutsche Geschichte ist...

Gibt es ein Vorbild in der Schauspielerei, zu dem Sie aufschauen?

Nein, ich war so jung, als ich anfing, ich habe keine Vorbilder. Ich beobachtete einfach schon immer die Menschen um mich herum. Die Leute auf der Strasse oder im Zug inspirieren mich, ich sauge all ihre Bewegungen, ihre Mimik in mir auf und versuche, mich in ihre Köpfe und Körper zu versetzen.

Aufzuwachsen bedeutet Regeln zu brechen, Grenzen auszuloten, die eigene Identität zu finden. Haben Sie das Gefühl, sie hätten wegen Ihrer Schauspielkarriere etwas verpasst in Ihrer Jugend?

Ich denke nicht. Ich habe viel Mist gebaut, Blödsinn gemacht und Gras geraucht, was Teenager eben so machen. (lacht)

Keeper handelt vom Erwachsenwerden, von Verantwortung und Entscheidungen. Was ändert sich, wenn Sie 18 werden?

Zwischen 17 und 18 gibt es keinen grossen Unterschied, man muss einfach Steuern bezahlen und darf Auto fahren. (lacht)

Haben Sie Angst vor dem Erwachsenwerden?

Ja klar, ich mache mir Sorgen wegen meinem Job. Bisher habe ich erst wenig geleistet und nun muss ich beweisen, dass ich meinen Job beherrsche. Ausserdem weiss man in meinem Beruf nie, wie die Zukunft aussieht. Von einem Tag auf den anderen kann sich alles ändern. Diese Unsicherheit beschäftigt mich schon und wie gesagt, ich habe keinen Plan B, ich will keinen Plan B haben!

Was lieben Sie an Ihrem Beruf?

Das ist eine schwierige Frage... Ich liebe es, viele Menschen kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten. Und natürlich liebe ich es zu spielen, aber die Menschen, die ich treffe sind interessanter. Dass ich in meinem jungen Alter schon so viel reisen darf, dafür bin ich sehr dankbar.

Sie haben viele Kussszenen mit Galatéa Bellugi in Keeper, war das Ihr erstes Mal vor der Kamera?

Meine erste Sexszene war in Une mère. Im Vorfeld muss man mit dem Drehpartner viel sprechen, damit sich beide wohl fühlen. In Quand on a 17 ans war es umso schwieriger für mich, da es sich um die Geschichte zweier Homosexueller handelt. Ich musste Corentin (Fila) küssen und wir hatten auch eine gemeinsame Sexszene. Dafür gingen wir zuerst in einen Club in Toulouse und haben uns ein bisschen betrunken. Nüchtern waren wir zu schüchtern.

Was denken Sie, würde Ihre Mutter sagen, wenn Sie wie in Keeper ein Kind erwarten würden?

Meine Mutter ist total locker. Sie würde wohl vor Freude durchdrehen und sagen, es ist dein Leben, mach was du willst.

Möchten Sie Kinder haben?

Ja, wenn ich reich bin. Jetzt bin ich arm und ich müsste meine Karriere als Schauspieler unterbrechen.

Wie wechseln Sie vom Film-Set zur Realität?

Das ist total verrückt. Es ist ein harter Moment, wenn du die letzte Szene eines Films gedreht hast und wieder zurück ins echte Leben gehst. Du bist während Monaten komplett absorbiert, die Crew ist deine Familie und am nächsten Tag ist alles vorbei. Das kann gefährlich sein für die Psyche. Dann muss man sich einfach ablenken, vorwärts schauen und seine Freunde treffen.

Wie hat es Ihnen an der Berlinale gefallen?

Es war grossartig! Ich habe so viele interessante Leute getroffen. Und ich war sehr stolz, die Schweiz als «Shooting Star» in Berlin vertreten zu dürfen.

Glauben Sie, dass der Preis als «Shooting Star» für Ihre Karriere hilfreich sein wird?

Ich weiss es nicht, das kann ich jetzt noch nicht sagen. Aber ich traf viele internationale Casting-Verantwortliche und habe dort viel gelernt. Wir werden sehen...

Ist Ihre Arbeit mit Schweizer RegisseurInnen passé?

Ich muss mich nun auf den französischen Markt fokussieren, da er für meine Zukunft wichtig ist. Der Schweizer Markt ist sehr klein, aber wer weiss, in der Zukunft werde ich hoffentlich auch wieder in der Schweiz arbeiten.

Sie haben mit Léa Seydoux in L'infant d'en haut gearbeitet. Sie ist nun ein Bond Girl. Sehen Sie Sich selbst in Hollywood in der Zukunft?

Ich würde sehr gerne nach Hollywood gehen, aber nicht um ein Star zu werden, sondern um einen Hollywood-Film zu machen. Die Ressourcen – Zeit, Geld und Freiheit – für einen Film sind dort einfach um ein vielfaches Grösser als bei uns.

Wann sehen wir Sie wieder bei uns im Kino? (nach Quand on a 17 ans, Filmstart Romandie: 30.03.2016)

Im Herbst 2016 ist Drehstart meines neuen Films mit Ursula Meier, einer Schweizerisch-französischen Koproduktion. Ich freue mich sehr, wieder mit meiner Kino-Ziehmutter arbeiten zu können. Ich darf dazu zwar noch nichts verraten, aber soviel sei gesagt: es handelt sich um eine wahre Geschichte in der Schweiz und es geht um Mord...

24. Februar 2016

Weitere Interviews

Regisseur Christophe Van Rompaey über seine rebellische Jugend, Depressionen und die Generation Z

Der kleinste Stuntman der Welt, Kiran Shah: «Bei Star Wars muss ich einfach meinen Kopf ausschalten!»

«The Lost City of Z»-Entdecker im Interview: «Wir haben es oldschool gemacht»

Frédéric Mermoud über sein Schweizer Beziehungsdrama «Moka»