Interview

Jason Sudeikis: «Alle lieben Fürze!»

Stefan Gubser
Interview: Stefan Gubser

Er leiht dem bisher sprachlosen Angry Bird Red seine Stimme: Jason Sudeikis über miese Laune, Gruppendynamik und Fürze.

Jason Sudeikis: «Alle lieben Fürze!»

Nie gedacht: Ein «Angry Birds»-Film – haben die einen Vogel?

Warum Vögel? Warum Schweine? Das sind so doofe Games, die auf einer so bescheuerten Idee basieren – ich hatte nie die geringsten Bedenken, dass das nicht hinhauen könnte. Haben die einen Vogel? Das werde ich fragen, wenn ich mal einen Oscar gewinne. (lacht)

Sie sind die Stimme von Red, dem angefressensten Vogel aller «Angry Birds». Miese Laune: Kennt die der Comedian überhaupt?

Und ob! Ich kann sauer werden – und laut. Kommt wohl daher, dass mich mein Vater oft angeschrien hat, als ich noch ein kleiner Klugscheisser war. Bei meinen Basketballtrainern im College war's ähnlich: Ich hatte die Tendenz, ein wenig abgehobener zu sein, als sie gerne hatten. Dafür wurde man angebrüllt.

Und jetzt brüllen Sie herum, seit Sie Vater eines kleinen Sohnes sind?

Und wie! Aber meistens schreie ich mich selbst an, wenn ich etwas nicht auf die Reihe kriege. Und jedes Mal, wenn mir wieder ein «Idiot» herausrutscht, hoffe ich, mein Kleiner hat mich nicht gehört. (lacht)

Was hatten Sie für «Angry Birds» übrig, bevor Sie sich aus rein beruflichen Gründen intensiv diesen Computerspielen zu widmen hatten?

Apps, die sich alle runterladen. Games, auf die alle abfahren: Ich muss immer wissen, was gerade angesagt ist. Weil das Dinge sind, die die Leute verbinden, und ich will wissen, was diese Verbindung ausmacht. Es ist doch einfach, über Sitcoms abzulästern, die man gar nicht gesehen hat. Ich schaue mir immer alles an, weil ich wissen will, worauf ich meinen Sarkasmus loslassen kann. (lacht) Aber ich hab' das Meiste auch schnell gesehen. So «Angry Birds»-süchtig wie manche Freunde von mir war ich nie.

Ein Film wie The Angry Birds Movie hat ein breites internationales Publikum im Visier. Was braucht eine Komödie, damit sie in den USA und in Uganda, in Frankreich und in Finnland funktioniert?

Gruppendynamik wie bei We are the Millers geht immer. Man macht einen Roadtrip, und egal, ob man eine Fake-Familie ist oder eine richtige – man wird einfach zu einer Familie, wenn man gemeinsam in einem Wagen, im Flugzeug sitzt oder in einem Hotel in Mexiko, und draussen tobt ein Hurricane. Komik, die aus einer echten Emotion heraus geboren ist und sich nicht nur aus Anspielungen erschöpft, kommt auf der ganzen Welt gut an. Genau wie Slapstick. Und Fürze! Alle lieben Fürze.

Haben Sie sich eigentlich Red ausgesucht, oder hat Red Sie ausgesucht?

John Cohen (der Produzent, Anm. der Redaktion) hat mich ausgesucht. Oder war's ein ganzes Tribunal? Ich weiss selber nicht genau, wie das ablief. Man hat mich jedenfalls angefragt, was mir sehr geschmeichelt hat. Ich fragte mich aber durchaus auch: Warum darf ausgerechnet ich dieser ikonischen Figur, die noch nie jemand hat sprechen hören, meine Stimme leihen? Ich hab' das nie mehr gemacht, seit ich mit meinen Kuscheltieren spielte.

Ist einer der Gründe, warum man einen Animationsfilm spricht, dass die eigenen Kinder ihn sich früher anschauen dürfen?

Mein Sohn soll sich zuerst We're the Millers anschauen. Und dann gleich Horrible Bosses! Es tönt wie ein Witz, aber Olivia (Schauspielerin Olivia Wilde, die Ehefrau von Jason Sudeikis, Anm. der Redaktion) und ich waren uns rasch einig, dass unser Kind sich nicht zuerst unsere Filme anschauen darf. Weil er sonst denkt, seine Eltern spielen in jedem Film mit. Otis soll ja auch nicht gleich in der ersten Reihe sitzen, wenn ich ihn zum ersten Mal zum Basketball mitnehme. Das kann er dann am 9. Geburtstag. Er soll sich das alles verdienen, mussten wir ja auch!

Die Jugend von heute kriegt die Augen und den Wischfinger kaum mehr vom Touchscreen ihrer Smartphones. Wird das auch wieder mal anders?

Da mache ich mir keine Sorgen. Mein Sohn hält sich schon mal den Telefonhörer an den Kopf, weil seine Eltern das ständig tun. Ich werde die ganzen Geräte nicht vor ihm verstecken, die bedeuten nicht das Ende der Zivilisation. Es ist alles eine Frage des Masses.

8. Mai 2016

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