The Big Sick USA 2017 – 119min.

Filmkritik

Kultur-Clash mit komödiantischem Kick

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Sie wären ein schönes Liebespaar, wären da nicht die verschiedenen Familienhintergründe. Den Pakistani Kumail und die weisse Amerikanerin Emily trennen deshalb, kulturell gesehen, Welten in Chicago. Intelligent, spitzbübisch liebenswürdig und komödiantisch inszenierte Michael Showalter den amourösen Kultur-Crash.

Man müht und bemüht sich als Stand-up-Comedian auf Kleinkunstbühnen, Clubs und Spelunken in Chicago mehr schlecht als recht, der Pakistani Kumail (Kumail Nanjiani) und seine Kumpels. Die Witze, die Auftritte sind meistens gesucht und ungehobelt, manchmal blitzt ein Geistesblitz auf, aber den verstehen nicht alle, beispielsweise den über 9/11. Der junge pakistanische Immigrant Kumail entwickelt sich nicht nach den Vorstellungen seiner traditionsbewussten Eltern. Sie wollen ihn nach alter Sitte mit einer Pakistani verheiraten. Die Mutter serviert ihrem Sohn Braut um Braut. Schöne Frauen – Kumail spielt eine Weile mit, doch im Herzen verschmäht er sie alle. Er hat sich in die weisse Amerikanerin Emily (Zoe Kazan) verguckt, doch ihre Liebe bekommt Risse, als er seinen Eltern keinen reinen Wein einschenkt und ihnen sein wahres Liebesverhältnis verheimlicht. Emily hat die Nase voll und macht Schluss. Aber als sie schwer erkrankt und ins Koma versetzt wird, sind alle gefordert, natürlich Kumail, aber auch Emilys Eltern (Holly Hunter und Ray Romano) und die pakistanische Seite.

Die Konstellation ist nicht neu, aber gleichwohl aktuell: Das war bei «Romeo und Julia» schon so. Zwei junge Menschen verlieben sich – gegen alle Konventionen und Standesdünkel. Im aktuellen Fall geht es um Traditionen, Vorurteile und Kulturunterschiede. Um nicht zu viel zu verraten: Die «Grosse Krankheit» wirkt reinigend, und die Liebe siegt. Anders als etwa im aktuellen belgischen Spielfilm Noces, in dem sich eine junge Pakistani gegen Zwangsheirat und Fremdbestimmung wehrt. The Big Sick geht das Thema zwar auch gesellschaftskritisch, aber komödiantisch und ironisch an. In die Liebesgeschichte mit Hindernissen fliessen auch die Erfahrungen von Schauspieler Kumail Nanjiani und Emily V. Gordon, die am Drehbuch mitarbeitete und mit Kumail verheiratet ist, ein. Michael Showalter hat den Multikulti-Crash ernsthaft, gleichzeitig witzig und tragikomisch inszeniert. Er hält gekonnt die Bilanz zwischen Sozialkritik, zwischenmenschlicher Ironie und Screwball-Spritzigkeit – besonders in den Dialogen. Die Liebesromanze über zwischenmenschliche Komplikationen und Unzulänglichkeiten amüsiert. Sie ist spritzig und wurde in Locarno mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

03.04.2024

4

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Kommentare

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dulik

vor 3 Jahren

Eine liebevoll erzählte, wahre Geschichte über einen jungen Pakistaner, der mit seiner Familie in Amerika lebt und dort als Comedian und Taxifahrer sein Geld verdient. Als sich dieser in die Amerikanerin „Emily“ verliebt, entsteht aufgrund der kulturellen Unterschiede ein Konflikt in der Familie, der nicht so einfach zu lösen ist. Der Film wird mit viel Humor erzählt, trifft aber trotzdem mitten ins Herz.
8.5/10Mehr anzeigen


Barbarum

vor 6 Jahren

Es ist aussergewöhnlich, wie gekonnt "The Big Sick" Humor mit Herz vermischt. Und ungewöhnlich für eine RomCom ist die Story nicht einmal eine Beleidigung für das Hirn, die Figuren wirken echt und das Zusammenspiel der Schauspieler grandios harmonisch.

Zuletzt geändert vor 5 Jahren


Ortygiano

vor 6 Jahren

Herrliches Debut. Zeitweise schwarz-ironisch-komisch und im gleichen Moment tragisch.
Tolle Schauspieler. Tolle Umsetzung einer wahren Geschichte.


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