Suburbicon Grossbritannien, USA 2017 – 105min.

Filmkritik

Hinter weißen Gartenzäunen

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

In seiner sechsten Regiearbeit verbindet Hollywood-Superstar George Clooney ein bislang unverfilmtes Drehbuch der Coen-Brüder mit rassistischen Ausschreitungen, die Ende der fünfziger Jahre den beschaulichen Vorort Levittown in Pennsylvania erschütterten. Herausgekommen ist eine etwas grobschlächtige Mischung aus Gesellschaftssatire und Krimifarce.

Im Jahr 1959 bricht in der am Reißbrett entworfenen, blank geputzten Vorstadtsiedlung Suburbicon ein Sturm der Entrüstung los, als sich mit den Meyers (Karimah Westbrook, Leith M. Burke und Tony Espinosa) zum ersten Mal eine schwarze Familie in der Gemeinde niederlässt. Die lautstarken Proteste nehmen schnell bedrohliche Formen an. Zur selben Zeit schlägt sich der Spießer Gardner Lodge (Matt Damon) mit anderen Sorgen herum. Nach einem Einbruch in sein Haus stirbt seine an den Rollstuhl gefesselte Ehefrau Rose (Julianne Moore), was seinem Sohn Nicky (Noah Jupe) besonders schwer zu schaffen macht. Um vor allem dem Jungen das Leben zu erleichtern, zieht Margaret (ebenfalls Julianne Moore), die Zwillingsschwester der Ermordeten, dauerhaft bei Gardner ein. Eines Tages werden der Buchhalter, seine Schwägerin und Nicky aufs Polizeirevier gerufen, wo sie bei einer Gegenüberstellung die potenziellen Täter identifizieren sollen.

Bereits 1986 entwickelten die Coen-Brüder das Skript zu einer Krimifarce, die deutlich ihre heute allseits bekannte Handschrift trägt. Tollpatschige Figuren mit großen Plänen verfangen sich in einem Netz aus Dummheit und absurden Zufällen, die immer mal wieder unerwartete Gewalteruptionen nach sich ziehen. Blood Simple und Fargo – Blutiger Schnee grüßen hinter jeder Ecke. Aufnehmen kann es Suburbicon mit diesen kleinen Meisterwerken aber nicht. Dafür gestalten sich die Verwicklungen rund um die Lodges häufig zu vorhersehbar. Starke Einzelszenen wie der Überfall oder das plötzliche Auftauchen des Versicherungsdetektivs Bud Cooper (grandios: Oscar Isaac) sorgen allerdings sehr wohl für Spannung und Dynamik.

Ein eher unglückliches Händchen beweisen Clooney und Koautor Grant Heslov bei der Verknüpfung der Coen-Geschichte mit den zunehmend eskalierenden Protesten gegen die Meyers. So ehrbar es auch sein mag, dass der liebevoll ausgestattete Film die Scheinheiligkeit und den Rassismus der vermeintlich anständigen weißen Vorstadtbürger offenlegen will, so wenig gelingt es den Machern, die bedrängten Afroamerikaner als eigenständige Figuren zu etablieren. Große Aufmerksamkeit bringt Suburbicon ihrem persönlichen Empfinden nicht entgegen, weshalb ihr Schicksal unter dem Strich wie ein Anhängsel zum dominanten Kriminalfall erscheint. Gerade in politisch unruhigen Zeiten wie diesen, wo Rassenkonflikte in den USA immer wieder zu Tage treten, hätte man sich einen etwas feinfühligeren Umgang mit der Materie gewünscht.

08.11.2017

3

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Kommentare

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thejuege

vor 6 Jahren

Einfach ein genialer Plan


gimir

vor 6 Jahren

Schwarzer Humor vom feinsten! Für alle, die diesen Genre mögen ein Must See!


sum21

vor 6 Jahren

Ein eher oberflächlicher Film über das Leben der 50er Jahre.
Als Thriller kann man diesen Film nicht betrachten, eher als Drama mit einem
schicksalsträchtigen Ende.
Aber der schwarze Humor der den Cohen Brüder eigentlich zu Welterfolgen führte, war
in diesem Film sehr spärlich verteilt.Mehr anzeigen


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