Sully USA 2016 – 96min.

Filmkritik

Katastrophe abgewendet

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

86 Jahre und noch immer bei der Arbeit. Auch im hohen Alter steht Hollywood-Legende Clint Eastwood mit großer Leidenschaft hinter der Kamera und erweitert seine beachtliche Regie-Filmografie nun um ein biografisches Drama, das von Chesley "Sully" Sullenberger handelt. Jenem Piloten, der im Januar 2009 einen US-Airways-Flieger nach einem verheerenden Vogelschlag erfolgreich auf dem Hudson River notwasserte und damit alle Passagiere retten konnte.

Gespielt wird der für seine fliegerische Meisterleistung gefeierte Mann von Tom Hanks, der einmal mehr seine Fähigkeit demonstriert, Durchschnittsbürger zu verkörpern. Überzeugend verschwindet der US-Schauspieler hinter seiner Rolle und bringt uns einen gewissenhaften Menschen nahe, der durch sein außergewöhnliches Handeln plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Medien und Bevölkerung sehen in ihm einen echten Helden, was Sullenberger spürbar unbehaglich ist. Immer wieder bringen ihm wildfremde Personen Zuneigung und Dankbarkeit entgegen. Wirklich freuen kann sich der erfahrene Pilot allerdings nicht, da er die geglückte Notwasserung nur schleppend verarbeitet und das National Transportation Safety Board (NTSB) Untersuchungen zum Hergang anstrengt.

Schon am Anfang steht ein Absturz-Albtraum, der deutlich unterstreicht, dass Sully nach den turbulenten Ereignissen vom 15. Januar psychisch nicht gefestigt ist. Über eine präzise Mimik und eine anschwellende Soundkulisse vermittelt der Film dem Zuschauer ein Gefühl für die Unruhe des Protagonisten, die Eastwood und seine Drehbuchautoren ruhig noch etwas umfassender hätten sezieren können. Kurze Telefongespräche mit seiner Ehefrau Lorraine (Laura Linney) sorgen für emotionale Zwischentöne, die keineswegs klebrig-sentimental erscheinen.

Neben das Psychogramm des Titelhelden treten Rückblenden, die die dramatischen Minuten vor und nach der Notlandung im Hudson River bebildern. Besonders in diesen Momenten zeigt sich die große Erfahrung des Regisseurs, dem es eindrücklich gelingt, Geschehnisse, deren Ausgang allgemein bekannt ist, mitreißend und spannend zu orchestrieren.

Obwohl der Titel den Heldenstatus der Hauptfigur relativiert und Sully selbst stets Understatement betreibt, lässt Eastwood keinen Zweifel daran, dass sein Handeln heroische Züge trägt. Deutlich wird dies auch in der Art und Weise, wie der Filmemacher die Arbeit der Untersuchungsbehörde beschreibt, die dem Protagonisten und seinem Kopiloten Jeff Skiles (Aaron Eckhart) fehlerhaftes Verhalten während der Notlage nachzuweisen versucht. Sullys flammendes Abschlussplädoyer verfehlt seine Wirkung nicht, lässt die NTSB-Ermittler aber wie dumme Dilettanten dastehen, was dann doch ein wenig überzogen ist. Hanks' glaubwürdige Performance und Eastwoods souveräne Inszenierung machen Sully dennoch absolut sehenswert.

15.12.2016

4

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Kommentare

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dulik

vor 6 Jahren Exzellent

Sully gehört zu der Sorte Film, die man nicht unbedingt ein zweites oder dittes Mal sehen muss. Nicht etwa weil der Streifen nicht gut wäre, im Gegenteil - er ist sogar sehr gut geworden. Allerdings kennt man halt diese wahre Geschichte bereits aus den Medien und wenn man die Verfilmung auch noch gesehen hat, reicht es dann auch. Obwohl der Ausgang von Anfang an Jedem klar sein dürfte, schafft es der Film aber dennoch eine hohe Spannung während der gesamten Lauflänge zu erzeugen. Dank einem authentischen Tom Hanks und geschickt eingesetzten Zeitsprüngen wird es nie langweilig und die Zeit vergeht im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug ;)
8/10Mehr anzeigen


Schlosstaube

vor 6 Jahren

Kein Film den ich ein zweites mal anschauen würde. Langweilig und die Telefonate mit Sullys Ehefrau gingen mir mächtig auf den Geist. Zweiter Teil etwas besser, aber da man die Geschichte kennt, ist es zu schwer das spannend umzusetzen.


Hiltebrand

vor 6 Jahren

Läuft der Film Sully irgendwo noch Nähe Zürich? Oder kommt dieser nochmals ins Kino und wann und wo?


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