CH.FILM

Der Frosch Schweiz, Thailand 2016 – 81min.

Filmkritik

Krise – zwischen Hiebe und Liebe

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Schriftsteller Jonas steckt tief in einer Lebenskrise – Ehe adé, Tochter auf Zeit und keine literarischen Perspektiven. Ein Versager, frustriert, borniert, isoliert. Beim Jungtalent Gina wittert er Morgenluft, aber... Jann Preuss inszenierte einen teilweise recht heiteren Film über einen Mann, der sich als Opfer wähnt – mit Lockerheit, Ironie und Gefühl und Zürcher Touch.

Sein Bestsellererfolg und Preise liegen schon Jahre zurück. In seiner Phantasie träumt Jonas (44) immer noch von Fernost (Burma wohl, gedreht in Thailand), dem Schauplatz seines Buches. Er sieht sich als Held und Erfolgsautor. Doch die Wirklichkeit sieht für den frustrierten Jonas (Urs Jucker) anders aus. Seine Frau (Anna-Katherina Müller) hat sich samt Töchterchen Eileen (Mila Nuzzo) von ihm getrennt. Und er steckt in einer Kreativkrise, aus der ihm auch eine Psychologin nicht helfen kann. Seine Ex-Frau lebt eine neue Partnerschaft, und Eileen wird von der Mutter zum Vater und umgekehrt gereicht – eine Tochter auf Zeit.

Jonas absolviert mehr mürrisch denn begeistert einen Job als Schreibkursleiter bei der Migros. Und wie das verkorkste Leben so spielt (bei Jonas), läuft ihm die burschikose, frech-freie Gina (Liliane Amuat) über den Weg. Sie hat ein paar Kolumbiennotizen in ihrem Gepäck. Er nimmt sich der jungen Frau und ihrer Aufzeichnungen an, überzeugt seinen Verleger und will Gina schriftstellerisch auf die Sprünge helfen. Er verliebt sich in die «Retterin» und verbeisst sich gleichzeitig in die Arbeit an ihren Texten. Vor lauter «literarischem» Ehrgeiz geht er mehrfach baden. Zu guter Letzt verhilft er einer «Elfen» -Autorin (Marina Guerrini) zum grossen Outcoming, also Bucherfolg. Am Ende muss sich Jonas mit einer Frosch-Auktion begnügen, gewinnt damit aber das Herz seiner Tochter, und die Erkenntnis, dass der Kern der Krise in ihm selber liegt.

Auch dank Beratung seitens Filmprofi Micha Lewinsky hat der Zürcher Jann Preuss («Lago Mio», TV-Spielfilm 2004) einen passablen Beziehungs- und Krisenclinch entwickelt und inszeniert. Der Held ist wahrlich ein «Frosch», der quakt und quakt, aber leider über die Strasse getragen werden muss, um nicht platt gefahren zu werden. Jonas – kein Sympathieträger, sondern Jammerlappen und Verlierer, glaubhaft verkörpert von Urs Jucker.

Die gut gemeinte «Frosch»-Komödie mit ironischen Zwischentönen nimmt erst gegen Ende richtig Fahrt auf. Und das vermeintliche «Opfer» erkennt endlich, dass er selber Täter und der Verursacher seiner eigenen Krise ist. Jonas' Töchterchen freut's, denn nun kann sie endlich Frösche retten!

20.02.2024

3

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Kommentare

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nick74

vor 7 Jahren

Nette Unterhaltung, empfehlenswert, jedoch nichts für frustrierte Schriftsteller, zumindest nicht ohne verschreibungspflichtige Medikamente ;)


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