Triple 9 USA 2016 – 115min.

Filmkritik

Im Sumpf des Verbrechens

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Anscheinend hat Regisseur John Hillcoat nicht viel für Wohlfühlunterhaltung übrig. Das zumindest legen grimmige Genrefilme wie The Road und Lawless nahe, die menschliche Abgründe in einer verkommenen Welt unter die Lupe nehmen. Ins Bild passt auch sein neuestes Werk Triple 9. Ein stimmig inszenierter Crime-Thriller mit prominenter Besetzung und einigen Drehbuchschwächen, über die man leider nicht hinwegsehen kann.

Atlanta, die Hauptstadt des Bundesstaates Georgia, ist ein brodelnder Hexenkessel, in dem sich rivalisierende Gangs bekämpfen und die Russenmafia ihre Strippen zieht. Mit Unterstützung seines Polizisten-Onkels Jeffrey Allen (Woody Harrelson) erhält der unerfahrene Beamte Chris (Casey Affleck) eine Stelle im gefährlichsten Bezirk und gerät schon am ersten Tag mit lokalen Gangstern aneinander. Sehr zum Ärger seines Partners Marcus Belmont (Anthony Mackie), der die Regeln der Straße kennt und selbst mit einer Gruppe korrupter Cops und Ex-Militärs Überfälle für die Mafiabraut Irina Vlaslov (ungewöhnlich besetzt: Kate Winslet) durchführt. Als die skrupellose Patin die Gelegenheitsräuber zu einem besonders gefährlichen Coup verdonnert, schmieden Marcus und seine Mitstreiter einen Plan, in dem der unwissende Chris eine zentrale Rolle spielt.

Triple 9 entwirft ein Szenario, in dem die Vorstellung von Recht und Ordnung vollkommen durcheinander geraten ist. Gewalt steht in Atlanta auf der Tagesordnung. Übel zugerichtete Leichen lassen die Brutalität der Bandenkriege erahnen. Polizeibeamte betätigen sich als Bankräuber und nehmen zivile Opfer billigend in Kauf. Hier geht es ans Eingemachte. Das zeigt schon der elektrisierend inszenierte Überfall zu Anfang, der Hillcoat als versierten Genrefilmer ausweist. Angereichert mit treibenden Klängen, zieht die Spannung immer weiter an, bis sich das Geschehen in einer fulminanten Verfolgungsjagd entlädt. Effektives Actionkino, wie es auch später noch mehrfach zu bestaunen ist.

Dass der Thriller wiederholt zu fesseln weiß, liegt nicht zuletzt am prominenten Cast, dem mit Woody Harrelson, Kate Winslet und Chiwetel Ejiofor (12 Years a Slave) charismatische Charakterdarsteller angehören. Schade nur, dass sie alle auf ein Drehbuch zurückgeworfen sind, das wenig Wert auf eine differenzierte Figurenzeichnung legt und die dargestellten Milieus häufig aus klischierten Bildern zusammensetzt. Als Stolpersteine erweisen sich außerdem einige Wendungen, die eher unbeholfen konstruiert erscheinen. Etwas mehr Fingerspitzengefühl in puncto Handlungsaufbau, und Triple 9 hätte sich locker vom Genre-Durchschnitt abgehoben.

15.04.2016

3

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Kommentare

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AnjA

vor 7 Jahren

Irgendwie unschlüssig und langweilig trotz grossem Staraufgebot und durchaus guten Szenen...


Mortimer1957

vor 7 Jahren

Das altbekannte Thema "Korrupte Bullen" sauber abgeliefert. Ohne die sattsam bekannten Ami-Oneliner plus Family Values. Humorfrei wie es wahrscheinlich auch ist. Ein bisschen gewollt der Dreh mit der jüdischen (!) Russenmafia. Daher nur 4 statt 5 Punkten. Aber Besetzung und Musik (Gangsterrap) vom feinsten.Mehr anzeigen


film-goer

vor 7 Jahren

Guter Thriller. Könnte ruhig etwas dynamischer sein (was die Geschichte angeht); er ist vergleichsweise etwas stiller als andere Filme seines Genres (wie z. B. The Town oder The Departed) aber durchaus sehenswert.


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