The Music of Strangers USA 2015 – 96min.

Filmkritik

Musik als universelle Sprache

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

The music of strangers stellt das multikulturelle Musik-Projekt "Silk Road Ensemble" vor. Der Film bietet aufschlussreiche Einblicke in unterschiedliche Kulturen sowie stimmungsvolle Konzert-Mitschnitte, hätte sich aber auf weniger Themen konzentrieren sollen.

Im Zentrum stehen der bekannte Cellist Yo-Yo Ma und seine Gruppe aus internationalen Musikern, Komponisten und Sängern: das Silk Road Ensemble, das seit 2000 gemeinsam musiziert, auf Tour geht und die Grenzen der eigenen Kulturen und Traditionen auslotet. Regisseur Morgan Neville porträtiert in The music of strangers das Ensemble und stellt ausgewählte Mitglieder vor. Zudem ergründet er, wie es über so viele Jahre möglich ist, erfolgreich zusammenzuspielen – trotz unterschiedlicher Herkunft, Religion und teils auch Weltanschauung. Die Musik ist es, die verbindet und die zur universellen Sprache wird.

Filmemacher Neville ist mit Musik-Dokumentationen vertraut: für 20 Feet of Stardom – über Backgroundsänger, die im Schatten erfolgreicher Musiker stehen – erhielt der Kalifornier den Oscar für die beste Dokumentation. In den Jahren zuvor war er bereits an Filmen über die Beach Boys und Johnny Cash beteiligt. Ausgangspunkt für The music of strangers ist das bewegte Leben eines der besten Cellisten der Welt: Yo-Yo Ma, dessen Alben bis heute mit 15 Grammys prämiert wurden.

Die Themenvielfalt und die hier angerissenen Fragen sind gewaltig. Es geht nicht nur um Musik sondern auch um die kulturellen Identitäten der Mitglieder und um deren Traditionen. Auch Fragen nach der Bedeutung von "Heimat" und dem Wert einer sich anderen Stilrichtungen öffnenden Kunst, kommen zu Sprache. Das Rückgrat des Films bilden die Musiker und ihre individuellen Lebens- und teilweise auch Leidensgeschichten, die Neville in Form bewegender, jahrzehntealter Archiv- und Originalaufnahmen nachzeichnet. Zu sehen gibt es u.a. Bilder der chinesischen Pipa-Spielerin Wu Man oder der spanischen Gaia-Meisterin Christina Pato.

Diese zeigen, welch herausragendes musikalisches Talent bereits in frühester Kindheit in ihnen steckte. Besonders beeindruckend: ein Auftritt von Ma im amerikanischen TV, bei dem er seine Mozart-ähnlichen Wunderkind-Fähigkeiten am Cello präsentiert. Im Publikum: der damalige US-Präsident Kennedy. Gelungen sind auch die Szenen der Auftritte des Silk Road Ensembles, die Neville in veredelten Hochglanz-Bildern und mit Hilfe dynamischer Kamerafahrten einfängt. Das Problem des Films: die bereits erwähnte Themen- und Personenvielfalt. Zu viele Aspekte und historische – mit den Biographien der Musiker verknüpfte – Ereignisse kommen aufs thematische Tableau: von der Kulturrevolution in China, dem syrischen Bürgerkrieg, der Armut in der spanischen Gemeinschaft Galicien, bis hin zur islamischen Revolution im Iran. Hier wirkt der Film etwas überladen und zu sprunghaft.

05.10.2016

3

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